Ist Access eine Sekte?

Article by Chutisa Bowman on the author Eric Hoffer´s (The True Believer) definitions and differences of cults, mass movements and practical organizations. "An organization is a cult if the vigor of an organization stems from the propensity of its followers for united action and self-sacrifice. Access Consciousness empowers people to know that they always have their own choice. It is about awareness, choice and possibilities, not exclusion. According to Hoffer, cults cannot do this, because if they do they will destroy themselves if they allow individuals to have self-interest, choice and awareness." Read the full article here.

Ist Access eine Sekte?

Von Chutisa Bowman

Als Access-Facilitator bin ich oft gefragt worden: „Ist Access Consciousness eine Sekte* (engl. „cult“)?“ Daraufhin habe ich einmal untersucht, was eine Sekte wirklich ausmacht und warum so starke Befürchtungen und großes Unbehagen gegenüber Sekten bestehen. 

Wenn jemand über Sekten spricht, stelle ich ihm nur eine einfache Frage: „Was genau verstehst du unter dem Begriff Sekte?“ Ich habe festgestellt, dass Menschen dabei oft an geschlossene geistliche Gruppierungen denken, die von einem charismatischen Anführer mit ergebenen Anhängern geleitet werden, deren Überzeugungen oder Praktiken als anormal oder absonderlich gelten. 

Für manche beschwört das Wort „Sekte“ Bilder von merkwürdig gekleideten Menschen mit kahl geschorenen Köpfen herauf, die an einer belebten Straßenecke tanzen und singen, oder von einer kleinen Schar von Extremisten, die sich auf einem abgelegenen Bauernhof verschanzen. Es kann auch Bilder von Gruppierungen heraufbeschwören, die sich von Freunden, Familie und sogar der Gesellschaft isolieren oder von religiösen Gruppen, die sich mit gefährlichen, kriminellen, unmoralischen und abwegigen Praktiken befassen. 

Der Begriff „Sekte“ wird häufig von Menschen verwendet, die sich über seine Bedeutung und die damit verbundenen Assoziationen nicht ganz im Klaren sind. Die meisten Menschen glauben, eine Sekte sei etwas Negatives, das von den Vorgaben der allgemeinen öffentlichen Meinung, von dem, was „Norm“ ist, abweicht bzw. von dem, was das „soziale Gut“ ausmacht. Die negative Vorstellung einer Sekte beinhaltet heutzutage eine spirituelle Gruppe, die seltsame, eigenartige oder skurrile Vorstellungen hat, äußerst kontrollierend agiert und kriminellen Praktiken nachgeht. Viele Ansichten im Hinblick auf die Definition einer Sekte werden von den Medien geprägt.

Was ist nun eine Sekte wirklich?

In seiner ursprünglichen Bedeutung ist das englische Wort „cult“ nicht abwertend. Es leitet sich vom französischen „culte“ ab, das seine Wurzeln im lateinischen „cultus“ hat, was soviel wie „Fürsorge“ und „Bewunderung“ bedeutet. Die Vorstellung kommt aus dem lateinischen „cultus“ – dem Partizip Perfekt von „colere“, was „kultivieren“ bedeutet. Das Wort wurde im Sinne von „eine Gottheit anbeten oder verehren“ verwendet.

Die „World Book Encyclopedia“ erklärt, dass „der Begriff ,cult’ [...] sich herkömmlich auf jegliche Form der Anbetung oder rituellen Verehrung“ bezog. Nach diesem Kriterium könnten alle spirituellen und religiösen Organisationen als „cults“, also „Sekten“, eingestuft werden. In akademischen Texten z.B. ist die frühe christliche Kirche häufig als Sekte bezeichnet zu finden, unter Verweisen auf Erscheinungen wie beispielsweise die Marienverehrung, den „Kult der Heiligen Jungfrau“. Im allgemeinen Sprachgebrauch hat das Wort „Sekte“ heute hingegen eine andere Bedeutung. Keine der ursprünglichen Definitionen ist jedoch das, was diejenigen im Kopf haben, die einer Gruppe vorwerfen, kultisch zu sein. 

Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts haben Veröffentlichungen die Bedeutung des Begriffs gewandelt. Das Wort hat viel mehr abfällige, negative und bewertende Nebenbedeutungen erhalten. Heutzutage benutzen viele Leute diesen Begriff für Bewegungen oder Gruppen, die sie für nicht der Norm entsprechend oder gefährlich halten. Das beinhaltet im Allgemeinen, was die Strafverfolgung als gefährliche oder zerstörerische Sekten erachtet (beispielsweise solche, die zu Mord, Missbrauch oder Selbstmord aufrufen). 

Bevor wir die Frage „Ist Access Consciousness eine Sekte?“ untersuchen, sollten wir nicht nur die Definition in der World Book Encyclopedia bedenken, sondern auch, was führende Kommentatoren zum Bereich Sekten und den Eigenschaften von Massenbewegungen zu sagen haben. Einer dieser Vordenker, Eric Hoffer, Autor des Bestsellers „The True Believer“ („Der Fanatiker“, Anm. d. Übers.), behauptet, dass eine „Sekte (Massenbewegung) [...] ihre Gefolgschaft nicht mit ihren Doktrinen und Versprechungen [gewinnt und hält], sondern indem sie Zuflucht bietet vor den Ängsten, der Ödnis und der Bedeutungslosigkeit der individuellen Existenz.“ 

Er räumt jedoch auch ein, dass einige Bewegungen gut sind und andere nicht. Er betrachtet dabei nur die Eigenschaften und Taktiken, nicht die Moral der Bewegung. Das Buch erforscht die Psychologie der Frustrierten und Unzufriedenen, jener, die sich selbst willig für jede Sache aufopfern würden, die ihrem inhaltsleeren Leben auch nur ein wenig Sinn und Bedeutung geben könnte. Die Unzufriedenen streben danach, sich in diesen Bewegungen zu verlieren, indem sie diese fanatischen Haltungen annehmen, die nach Hoffer im Grunde eine Flucht vor sich selbst sind. Hoffer betont, dass „[e]ine Massenbewegung (Sekte) [...] für die Frustrierten einen Ersatz entweder für das ganze Selbst oder für jene Teile davon [bietet], die das Leben erträglich machen und die sie nicht aus ihren individuellen Ressourcen wachrufen können“.

Nach der eingehenden Lektüre des Buches „The True Believer“ habe ich mehr Klarheit und Erkenntnisse über die letztendliche Unterscheidung gewonnen, die Access Consciousness von dem abhebt, was derzeit durch die breite Öffentlichkeit, Medien und Strafverfolgungsbehörden als „Sekte“ definiert wird. Wenn man sich Hoffers Definition bedient, so ist Access Consciousness das, was er in seinem Buch als „praktische Organisation“ beschreibt. Eric Hoffer schildert den Kontrast zwischen einer „praktischen Organisation“ und einer Sekte, was am Besten in seinen eigenen Worten so zusammengefasst ist: 

„Es gibt einen grundlegenden Unterschied zwischen der Anziehungskraft einer Massenbewegung und der Anziehungskraft einer praktischen Organisation. Die praktische Organisation bietet Gelegenheit zur eigenen Weiterentwicklung… Eine Massenbewegung (Sekte) hingegen gewinnt und hält eine Gefolgschaft nicht, weil sie deren Wunsch nach persönlicher Weiterentwicklung, sondern das Verlangen nach Selbstverleugnung befriedigen kann. Die Sekte bietet Ersatz entweder für das ganze Selbst oder für jene Teile davon, die das Leben erträglich machen und die sie nicht aus ihren individuellen Ressourcen wachrufen können.“ 

Hoffers Erkenntnisse über Massenbewegungen (Sekten) legten u.a. dar, dass sie ein Ventil für Menschen sind, deren individuelle Bedeutung in den Augen der Welt – und noch wichtiger – in ihren eigenen Augen dürftig ist.

Von Hoffers Standpunkt aus gesehen ist Access Consciousness tatsächlich eine praktische Organisation, da es um die Ermöglichung von Bewusstsein, Gewahrsein, Wissen und persönlicher Weiterentwicklung geht. Das Ziel von Access Consciousness besteht darin, Individuen zu ermächtigen, jederzeit zu wissen, dass sie wissen und dass sie zur Großartigkeit übergehen können, die sie tatsächlich sind. Access Consciousness bietet keinen Ersatz an für das, was Hoffer als „das ganze Selbst“ beschreibt, denn es ermächtigt dazu, die eigenen Ressourcen und das eigene Gewahrsein und innere Wissen zu wecken.

Eric Hoffer führt an, dass eine Organisation eine Sekte ist, wenn die Vitalität der Organisation auf der Neigung ihrer Anhängerschaft zu gemeinsamem Handeln und Selbstaufopferung basiert, was am Besten mit seinen eigenen Worten so zusammengefasst ist: „Die Hauptbeschäftigung einer Massenbewegung (Sekte) ist, eine Einrichtung für gemeinsames Handeln und Selbstaufopferung zu fördern, zu perfektionieren und aufrechtzuerhalten... jegliche Gruppe oder Organisation, die versucht, aus irgendeinem Grund Geschlossenheit und die ständige Bereitschaft zur Selbstaufopferung zu erschaffen und zu erhalten, weist normalerweise die typischen Merkmale einer Massenbewegung (Sekte) auf.“ 

Im Gegensatz dazu beruhen das Wachstum und die Lebenskraft von Access nicht auf seiner Fähigkeit, das Verlangen nach Selbstverleugnung hervorzurufen und zu befriedigen. Stattdessen ermutigt es die Menschen, ihren Schwerpunkt auf die eigene Weiterentwicklung zu legen. Eigentlich inspiriert es die Menschen dazu, bereit zu sein, sich zu erlauben, das Wichtigste in ihrem Leben zu sein und damit aufzuhören, die Bedürfnisse, Wünsche und Sehnsüchte anderer zur Quelle der Kreation zu machen. Access Consciousness bietet Werkzeuge und Erkenntnisse an, die Menschen ermächtigen, sich der Tatsache bewusst zu werden, dass sie unbegrenzt wahrnehmen, wissen, sind und empfangen. Access Consciousness ermächtigt Menschen dazu zu wissen, dass sie immer die Wahl haben. Es geht um Bewusstsein, Wahl und Möglichkeiten und nicht um Ausgrenzung. Nach Hoffer können Sekten das nicht tun, da sie sich selbst zerstören würden, wenn sie dem Einzelnen erlauben würden, Eigeninteresse, Wahl und Gewahrsein zu haben. 

Hoffer macht in seinem Buch klar, dass „eine Massenbewegung  notgedrungen viel verlieren muss, wenn sie ihre kollektive Kompaktheit lockert und beginnt, eigene Weiterentwicklung als legitimes Tätigkeitsmotiv zu dulden... Gleiches gilt auch für religiöse und revolutionäre Organisationen: Ob sie sich zu Massenbewegungen entwickeln, hängt weniger von der Lehre ab, die sie predigen, und vom Programm, das sie vermitteln, als vom Ausmaß ihrer Beschäftigung mit der Einheit und der Bereitschaft zur Selbstaufopferung.“ 

Von diesem Standpunkt aus betrachtet kann Access Consciousness nicht als Sekte reüssieren, da es von Menschen nicht erwartet, dass sie ihr Selbst aufgeben oder bereit sind, ihr Selbst aufzulösen, indem sie ihre individuelle Verschiedenheit in einem kompakten kollektiven Ganzen verlieren. Hoffer betont, dass Sektenmitglieder viel aufgeben müssen, um Teil einer Sekte und des kompakten Ganzen zu werden. Die Sekte verlangt von ihnen, ihre Privatsphäre, ihr eigenes Urteilsvermögen und oft ihren persönlichen Besitz aufzugeben. Sie müssen Anhänger (wahre Gläubige) werden und ihr Leben nach der Sichtweise ihres Sektenführers leben. Demgegenüber ist der Begründer von Access nicht daran interessiert, Anhänger zu sammeln. Er ist an Ermächtigung interessiert und sagt, dass Führung nicht bedeutet, andere dazu zu bringen, einer Führerfigur zu folgen. Es gibt einen Unterschied zwischen jemandem, der die Führung übernimmt und jemandem, der ein Führer ist. Eine Sekte übernimmt dein Leben. Eine wahre Führungspersönlichkeit weiß, wo es lang geht und lädt dich ein mitzukommen, wenn du das wählst. Und wenn du das nicht wählst, ist es deine Wahl. 

Hinzu kommt, dass Access Consciousness sich nicht erfolgreich als Sekte präsentieren kann, da es Menschen ermutigt wahrzunehmen, zu wissen und anzuerkennen, dass ,niemand und nichts wertvoller ist als ihr Bewusstsein und ihre Wahl und, was noch wichtiger ist, niemals ihren Standpunkt für den eines anderen aufzugeben’. Access Consciousness verlangt nicht von dir, dass du eine Sichtweise zu irgendetwas annimmst. Es verlangt nicht, dass du an irgendetwas glaubst. Du musst nicht einmal daran glauben, dass die Werkzeuge von Access Consciousness wirken, um sie zu erlernen und erfolgreich anzuwenden. Es ermöglicht dir, deine Ansicht zu erkennen, da du der Einzige bist, der alles über dein Leben weiß und was richtig für dein Leben ist. Access Consciousness rät dir, deine Ansicht nur aufzugeben, wenn du sie als Begrenzung erfährst. Access Consciousness hat keine Antworten, nur Fragen. Access Consciousness ermutigt dich zu fragen: Was wäre, wenn die Ansicht, die du hast, keine Begrenzung sein müsste? Was wäre, wenn diese Ansicht eine Möglichkeit wäre?

Also …ist Access Consciousness eine Sekte oder ist es eine Quelle der Ermächtigung?

*Anm. d. Ü.: Der englische Originalartikel basiert auf dem englischen Wort „cult“, das im heutigen Deutsch dem Wort „Sekte“ entspricht. („Sekte“ wiederum leitet sich vom lateinischen „secta“ ab (Richtung, Richtlinie), abgeleitet vom Verb „sequi“ i.S.v. „einem Meister nachfolgen“.)